In der Ditsch Produktion in Oranienbaum werden täglich über eine Million Backprodukte hergestellt. Um dies zu ermöglichen, läuft der Betrieb an 24 Stunden am Tag. Was das Erfolgsrezept der weltweit beliebten Brezeln, Pizzen und Brötchen ist, weiss Schichtleiter Sven Stojan.
Oranienbaum-Wörlitz liegt in Sachsen-Anhalt rund 60 Kilometer nördlich von Leipzig. Am Rande der 9‘000-Seelen-Stadt befindet sich die grösste Produktionsanlage der Brezelbäckerei Ditsch. Hier werden auf acht Produktionslinien täglich 1,25 Millionen Backprodukte hergestellt. Die Anzahl beschäftigter Mitarbeitender ist in den letzten Jahren auf 500 angestiegen und bald sollen es noch mehr werden.
Sven Stojan ist Schichtführer in der Produktion in Oranienbaum und verantwortet momentan vier der acht Produktionslinien sowie die Verpackungshalle im Drei-Schichten-Betrieb. Der 45-jährige Familienvater kam 2001 als Quereinsteiger zu Ditsch, durchlief verschiedene Positionen innerhalb der Firma und wurde 2014 zum Schichtführer befördert.
Rund um die Uhr in Produktion
In den grossen Produktionshallen stehen Maschinen, die über Fliessbänder miteinander verbunden sind. Jede erfüllt ihren eigenen Zweck, um den Teig zu kneten, zu formen, zu belegen, zu backen, wieder herunterzukühlen und schliesslich das Endprodukt zu verpacken. Die Luft im Raum ist frisch und kühl. Mitarbeitende bewegen sich emsig durch die Hallen und gehen ihren Aufgaben nach. Begleitet wird die Szenerie von der Geräuschkulisse der laufenden Maschinen.
Stojan fühlt sich hier wohl. Um 4.45 Uhr klingelt der Wecker, um 6.00 Uhr ist Schichtübergabe. Dann macht er einen seiner täglichen Rundgänge und holt sich die Information fürs tägliche Abstimmungsmeeting um 9.00 Uhr. Flink und zielstrebig bewegt er sich zwischen den Maschinen. Dabei grüsst er seine Kollegen, die die Maschinen bedienen, hält kurz an für eine Nachfrage, wirft Kontrollblicke auf diverse Anzeigen und in Behälter oder überzeugt sich am Fliessband, dass die Konsistenz des Teigs den Erwartungen entspricht. Die vielfältigen Aufgaben und der Austausch mit den Mitarbeitenden sind es, die Stojan jeden Tag motivieren, zur Arbeit zu kommen. Bei seiner Arbeit legt er grossen Wert auf Genauigkeit und Effizienz. Gleichzeitig ist er ein geselliger Typ, der mit seinen Arbeitskollegen einen lockeren Umgang pflegt.
Seine Verantwortung reicht vom Einsatz des Mehls bis zum verpackten und tiefgefrorenen Fertigprodukt, das nur noch gebacken oder aufgebacken werden muss. «Mir tut es immer gut, wenn ich am Ende einer Schicht mit all den feinen Backwaren, die wir hergestellt haben, ein sichtbares Resultat vor mir habe», sagt Stojan. Auch nach all den Jahren geniesst er selbst ab und zu eine Brezel aus dem Werk. «Solange es nicht gerade jeden Tag ist», erklärt er mit einem Lächeln. In seiner Freizeit interessiert sich der gelernte Mechaniker für Motorsport und angelt gerne.
In Oranienbaum werden neben den berühmten Ditsch Brezeln auch Brötchen, Stangen, Pizzen, Croissants mit und ohne Füllung sowie Formgebäck produziert. Je nach Bestellung und Kundenwunsch müssen die Linien täglich neu organisiert, die Maschinen justiert und die fein abgestimmten Rezepturen angepasst werden. Dies benötigt eine sehr präzise Planung, damit die Maschinen so effizient wie möglich betrieben werden können. Ausserdem gilt es stets, die hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu berücksichtigen und bei Fehlern oder Ausfällen schnellstmöglich eine Lösung finden. «Wenn eine Maschine, die sonst 16‘000 Backwaren pro Stunde erstellt, plötzlich still steht, wird es schnell teuer», erklärt Stojan. «Dann gilt es die Ärmel hochzukrempeln und kurzerhand Entscheidungen zu treffen.»
Alle oder keiner – Zusammenarbeit ist wichtig
Solche kritischen Momente sind es auch, in denen gutes Teamwork besonders wichtig ist. «Jeder Abschnitt einer Produktionslinie ist von der anderen abhängig. Wenn ein Abschnitt ausfällt, stehen die anderen auch still», erklärt Stojan. «Deshalb ist für uns eine gute Kommunikation und eine familiäre Stimmung zentral. Wir setzen auf flache Hierarchien und eine Du-Kultur.»
Neben den Maschinen und Robotern gibt es auch Arbeitsschritte, die noch von Hand ausgeführt werden. Etwa beim Verpacken, beim Anrühren von Mischungen und Füllungen, beim Biegen der Croissants und je nach Kundenwunsch beim traditionellen Schlingen der Brezeln.
Die Ditsch Brezeln sind beliebt
Die Ditsch Produktion in Oranienbaum ist mit ihrer Nähe zur Autobahn, zum Flughafen Leipzig und mit ihrer Lage in der Mitte von Europa optimal gelegen. Die Produkte des Betriebs werden von hier aus nicht nur an die über 200 Ditsch Filialen in Deutschland geliefert, sondern an Kunden aus der ganzen Welt, die Produkte bei Ditsch für den Handel oder Einzelhandel bestellen. «Die meisten Bestellungen erhalten wir von innerhalb der EU, doch wir haben beispielsweise auch in Japan oder den USA grosse Abnehmer», erklärt Stojan.
Das Werk in Oranienbaum kann die Form, die Sorte und die Grösse der Produkte ganz nach den Bedürfnissen der Kunden richten. Die Nachfrage hat in den letzten Jahren so stark zugenommen, dass sich Ditsch entschieden hat, die Kapazitäten in Oranienbaum weiter auszubauen.
2019 sollen weitere Linien eröffnet werden, wofür im Moment eine weitere Produktionshalle gebaut wird. Diese Kapazitätserweiterung wird es ermöglichen, die grosse Kundennachfrage besser zu bedienen. Zudem kommt in den neuen Hallen modernste Technologie zum Einsatz, um die Effizienz der Linien noch weiter zu steigern. «Aktuell stossen wir an unsere Kapazitätsgrenzen, da es so viele Bestellungen gibt. Das zeigt, wie beliebt unsere Produkte bei den Kunden sind, und dass sie die Qualität schätzen», fasst Stojan zusammen. «Wir arbeiten rund um die Uhr, um feinste Backwaren herzustellen. Da ist es uns eine besondere Freude und zugleich ein grosser Ansporn, wenn unsere Kunden zufrieden sind.»
Fotos und Videos: Noë Flum