«Ditsch steht für Lauge. Punkt.»

An der Laugenbrezel führt in der Brezelbäckerei Ditsch seit 100 Jahren kein Weg vorbei. Sie ist in jedem Bahnhof in Deutschland zu kaufen und wird mittlerweile in 30 Länder exportiert. 2019 feierte Ditsch mit Geschäftsführer Seb Gooding Jubiläum und stellt einen Weltrekord der besonderen Art auf.

Dank der traditionsreichen Brezelbäckerei Ditsch hat sich Valora weltweit zu einer führenden Produzentin von Laugenbackwaren entwickelt. Ditsch Geschäftsführer Seb Gooding über das 100-Jahr-Jubiläum, den wachsenden B2B-Markt und die Zukunft des Brezel-Business.


Poträt Sebastian Gooding

Wann hast du das erste Mal eine Brezel gegessen?

An die erste Brezel kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an mein erstes Laugenbrötchen. Das war, als ich als kleiner Junge auf dem Kölner Karneval war.

Nun bist du seit Januar 2019 Chef von über 750 Ditsch Mitarbeitenden, die für die Produktion und den Vertrieb mehr als 700 Millionen Produkte sorgen. Wie hast du dich in diesem traditionsreichen Unternehmen eingelebt?

Die Arbeit macht mir grossen Spass. Wir lachen und streiten und setzen viel gemeinsam um. Das passt zu mir. Ich bin beeindruckt, wie stolz die Mitarbeitenden auf die lange Geschichte des Unternehmens sind. Gleichwohl denken sie zukunftsgerichtet. Sie verstehen die Marktposition von Ditsch genau und arbeiten mit Herzblut daran, diese gemeinsam weiter zu stärken. Ich würde in keiner anderen Firma arbeiten wollen.

Wie hat sich Ditsch in den 100 Jahren entwickelt?

Die Firma hat über mehrere Generationen eine bewegte Geschichte hinter sich. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Backstuben in Mainz zum Teil zerstört und mussten in Eigenarbeit wieder aufgebaut werden. Später war Ditsch eine Feinbäckerei, die neben Brezeln auch Brot, Kuchen und andere Backwaren verkaufte. Ab den 1960/70er Jahren wurden dann nur noch Brezeln und Laugengebäck verkauft. Diese Spezialisierung war von der Marge her interessanter und in Mainz gab es damals ein Überangebot an kleinen Bäckereien. Bedeutend war auch 1972 der erste Brezelstand am Mainzer Hauptbahnhof. Dieser wurde noch morgens auf- und abends abgebaut, versorgte aber bereits damals eilige Zugreisende mit Proviant. Einschneidend war auch der erste Brezelofen, dank dem ab den 1980er Jahre vor Ort tiefgefrorene Teiglinge aufgebacken werden konnten. In einem Punkt ist sich die Brezelbäckerei Ditsch aber 100 Jahr lange treu geblieben: Der Freude, gemeinsam gute Laugenbackwaren zu produzieren und zu verkaufen. Der Eintrag im Handelsregister der Stadt Mainz lautete bereits im Jahr 1919: «Bäckerei für Brezel und Laugengebäck».

Und wofür steht denn Ditsch heute?

Wie schon 1919: Ditsch steht für Lauge. Punkt.

DIE ERFOLGSGESCHICHTE

Wie erklärst du die ungebrochene Nachfrage nach Laugenprodukten?

Im globalen Backwarenmarkt nehmen Laugenprodukte mit einem Anteil von 0,5 Prozent lediglich eine Nische ein. Aber Laugenprodukte haben sich nicht nur in Deutschland, sondern in der EU und auch den USA zu einer beliebten Alternative zu Süssgebäck entwickelt. Die Brezel ist einfach ein sehr leckeres Produkt, welches in Kombination mit Wurst oder Käse mehr als nur ein Imbiss für Zwischendurch ist.

Welche Rolle spielt Ditsch in der Valora Gruppe, zu welcher die Brezelbäckerei seit 2012 gehört?

Ditsch passt genau zu Valora. Die zunehmende Mobilität der Bevölkerung und der damit verbundene Trend zu Ausserhaus-Verzehr und Snacking definieren auch unser Geschäft, und auch wir operieren an Hochfrequenzlagen. Ich sage immer: Ditsch ist der Bassist in der Valora Band: Ruhig, stark und verlässlich. Andere Marken sind in der Produktentwicklung vielleicht vielfältiger. Bei uns weiss man, was man bekommt. Das gilt sowohl für den B2C- als auch den B2B-Markt.

Neben den 200 Verkaufsstellen an Bahnhöfen in Deutschland, hat sich die B2B-Produktion zu einer strategisch enorm wichtigen Säule für Valora entwickelt.

In der Tat. Wir beliefern neben dem B2C-Markt mit den Ditsch Filialen in Deutschland die Valora Food-Service-Formate Brezelkönig und BackWerk sowie die Retail-Formate ServiceStore DB, U Store und avec. Neben dieser integrierten Wertschöpfung beliefern wir seit 1998 erfolgreich Grossverbraucher wie Bäckereien oder Hotels in Deutschland und exportieren unsere Produkte mittlerweile in 30 Länder – nach ganz Europa und Übersee – wie etwa nach Japan, China, Israel, Kanada oder Australien. Und im amerikanischen Cincinnati sind wir seit 2017 mit Pretzel Baron, der heutigen Ditsch USA, mit der Produktion präsent.

Die Nachfrage nach Laugenprodukten ist so gross, dass die Produktionslinien in Mainz, Oranienbaum (Deutschland), Emmenbrücke (Schweiz) und Cincinnati (USA) nicht mehr ausreichten.

Wir sehen in der EU und den USA weitere attraktive Wachstumsmöglichkeiten und haben in den Ausbau der Produktion rund EUR 50 Mio. investiert. In Oranienbaum und Cincinnati ist Ende 2019 je eine Produktionslinie dazugekommen. Im ersten Quartal 2020 folgt in Oranienbaum noch eine zusätzliche, so dass wir über 16 Produktionslinien verfügen. In Abhängigkeit der erwarteten Marktnachfrage planen wir darüber hinaus im Zeitraum von 2021 bis 2025 weitere Investitionen in Höhe von rund EUR 80 Mio. Damit unterstreicht Ditsch den Anspruch sehr deutlich, sich als eine weltweit führende Produzentin von Laugenbackwaren zu behaupten.

Die Aussicht auf mehr Kapazität durch die neuen Linien ist für die Mitarbeitenden aber auch eine Herausforderung.

Ein solcher Sprung in der Produktionskapazität ist nicht alltäglich und verlangt – bei aller Vorfreude – von den Mitarbeitenden einiges ab, vor allem in Bezug auf Logistik und Vertrieb. Wir aktivieren nicht einfach ein paar neue Maschinen, sondern begeben uns gewissermassen auf eine Formel-1-Strecke. Darauf mussten wir uns vorbereiten und die Mitarbeitenden gezielt schulen.

Hat es denn geklappt?

Vieles muss sich noch ganz einspielen, aber wir sind auf gutem Weg. Wir haben ein tolles Team, das im letzten halben Jahr viel erreicht hat – auch mit der Hilfe der bestehenden Werke. Aktuell sind wir sehr zufrieden mit der Leistung, Qualität und den Entwicklungsschritten. Trotz Neubau und mehr Grösse dürfen wir aber nicht überborden und unseren Fokus auf die Pfeiler «Kundenorientierung», «Qualität», «Rohstoffe» und «Umwelt» verlieren. Sie waren in den letzten 100 Jahren wichtig und werden künftig noch wichtiger sein.

Wie sieht dein Blick in die Zukunft aus?

Ditsch ist immer für Laugenbackwaren gestanden und wird es auch weiter tun. «Wenn Lauge, dann Ditsch», ist unser Wahlspruch. Wir wollen ein gesundes und stabiles Unternehmen in der Backbranche sein, mit dem ein Partner unbedingt zusammenarbeiten will.


Weltrekord – «Wir sind Brezel!»

Zum 100. Geburtstag trägt sich Ditsch ins Guinnessbuch der Rekorde ein:
424 Mitarbeitende stellen in Oranienbaum die berühmte Brezel erfolgreich nach.


Fotos und Video: Valora, Noë Flum, solution4media, Natalie Hermann

Dieser Beitrag erschien erstmals am 18. September 2019 und wurde am 19. Februar 2020 aktualisiert.

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